Geschrieben von Magirus-Deutz am 06.01.2009 um 16:49:
Luftkühlung
Hallo

,
aah – unser Lieblingsthema
Ja – Deutz Motoren waren in Nordafrika ( und anderen Exportländern ) echt der Renner.
Das hatte mehrere Gründe:
1. Die Werbeleute konnten selbst Nicht – Technikern ganz simpel den Vorteil der Luftkühlung plausibel machen ( wo wollt ihr in der Wüste Wasser für den Motor her bekommen????)
2. Die Exporterfolge konnte man auch im Inland „werbekräftig“ einsetzen ( durch diverse Publikationen die den Einsatz der Fahrzeuge in „extremen“ Situationen zeigen)
3. In vielen anderen deutschen Exportschlagern ( Baumaschinen, Antriebe für stationäre Anlagen und Aggregate ) waren DEUTZ Motoren montiert – das war natürlich im Hinblick der Ersatzteilvorhaltung und dem Service ( ausgebildetes Personal zur Instandhaltung und Werkstätten müssen vorhanden sein ) ein klarer Pluspunkt für Magirus – Deutz Fahrzeuge
4. Die Werkstoffe die vor 50Jahren zur Verfügung standen, hatten längst nicht die Eigenschaften wie die heute eingesetzten Legierungen
5. Die Kühlmittel – Zusatzstoffe ( Frostschutz ) hatten längst nicht die Qualität und Eigenschaften ( vor allem in Sachen Korrosionsschutz ) wie die heute verfügbaren
6. In der Tat erreichten die wassergekühlten Motoren auf Grund von thermischen Problemen ( verstopfte Kühlkanäle durch Ablagerungen ) und Problemen mit Nebenaggregaten in der Regel nicht die Laufleistung von luftgekühlten Fahrzeugen
7. An den Deutz Motoren war die Instandhaltung und auch komplexere Reparaturen Dank des Baukastensystems einfach zu bewerkstelligen – auch im „Sandkasten“ ( Nordafrika)
8. Die oft angesprochenen Leistungsgrenzen der luftgekühlten Motoren waren Ende der 50er Jahre bei 250 PS ( Uranus, 12 Zylinder ) noch kein Thema
So - alles tolle Pluspunkte, die klar für einen luftgekühlten Motor sprechen – wenn wir das Jahr 1960 schreiben würden....
Zeitsprung: Heute werden aus aufgeladenen Motoren mit 13 Liter Hubraum 560PS herausgekitzelt natürlich unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben bezüglich Abgaswerte!
Selbst bei Deutz hat längst die Wasserkühlung Einzug gehalten, da ansonsten die heute vom Gesetzgeber und Kunden ( Fahrzeughersteller ) gewünschten Eigenschaften nicht realisierbar wären.
Aber glücklicherweise sind uns viele luftgekühlte Motoren erhalten geblieben, die auch heute noch in Fahrzeugen, Baumaschinen, stationären Aggregaten oder auf Schiffen täglich zuverlässig ihren Dienst verrichten oder uns auf Baumaschinentreffen mit ihrem Klang
ERFREUEN.
Die Werbeleute brachten Ende der 1950er Jahre mehrere Publikationen heraus, die die Vorteile von Magirus-Deutz Fahrzeugen in Nordafrika dokumentierten ( „Afrikanisches Tagebuch“1955 ; „Arabienfahrt“1957, der Scan von Edgar „9000km Sahara“1958 und etwas später „235D22FS auf Europa-Asien Testfahrt“ 1965 ).
Martin hat den Scan von Edgar mit aufgeführt, der scheinbar aus einer Nutzfahrzeug Zeitschrift stammt und Teile der „9000km Sahara“ Dokumentation ( Durchquerung der Sahara mit Uranus ) enthält .
In der original Magirus – Deutz Publikation steht folgender Text ( der sich nicht so nach Kriegsberichterstattung wie im Artikel anhört):
„In der prallen Sonne spurt unser URANUS - Fahrzeug in langsamer Fahrt stundenlang durch das gelbe Sandmeer. Gleichmäßig und nie versagend brummt der luftgekühlte Deutz-Dieselmotor. Im tiefen, losen Sand müssen uns oft die mitgenommenen, gelochten Unterlagschienen weiterhelfen“
Auch im „afrikanischen Tagebuch“ wird die Leistungsfähigkeit von Magirus-Deutz Lkw deutlich.
Mit einem SERIENMÄßIGEN S 6500 und einem A 3500 wird eine Lieferung von Deutz Traktoren und Motoren auf dem Landweg ( auf eigener Achse ) von Ulm nach Belgisch-Kongo transportiert.
Da es sich nicht um „präparierte Fahrzeuge handelte, war ein gewisses „Risiko“ im Spiel – bei scheitern der Aktion der Spott der Mitbewerber und Imageverlust – bei Erfolg der Beweis der Zuverlässigkeit der Fahrzeugtechnik und damit verbunden ein großes Vertrauen von Kunden und Interessenten.
Nicht nur durch den großen Erfolg dieser und anderer Fahrten wurde das Vertrauen der Magirus – Deutz Kunden gestärkt, sondern auch durch das engmaschige Servicenetz und der Zuverlässigkeit im Arbeitsalltag.
Das wurde werbewirksam durch eine breit angelegten Kampagne Ende der 1960er Jahre der „gesamten Bevölkerung“ eingetrichtert:
DIE BULLEN WAREN GEBOREN – ob als City – Bulle oder Bau – Bulle
– manche Werbefeldzüge sind unvergesslich und Prägen sich dauerhaft ein ( ähnlich wie E.ON mit dem schlicht roten Plakat.... ) genial!
Wie gesagt – 1960 war die Luftkühlung zeitgemäß und die Vorteile deutlich. 2009 werden andere Ansprüche gestellt – Nischen ausgenommen.
Aber nach wie vor:
LUFTGEKÜHLTE Grüße
Thomas
Geschrieben von Martin R. am 06.01.2009 um 17:18:
RE: Luftkühlung
Hallo Thomas
Deinen sehr fundierten Ausführungen ist - wie immer - nicht viel hinzuzufügen. Nur ein bißchen was:
Zitat: |
Original von Magirus-Deutz
Ja – Deutz Motoren waren in Nordafrika ( und anderen Exportländern ) echt der Renner.
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Sie
waren es nicht nur, sie
sind es - übrigens zum Leidwesen vieler Sammler - immer noch. Bei Afrika-Exporteuren steht alles, was luftgekühlt ist und Allradantrieb hat, hoch im Kurs. Einerseits schade, weil viel über den Ozean verschwindet und nie mehr wieder kommt

andererseits erneut Ausweis der enormen Qualität der Produkte
Zitat: |
Aber glücklicherweise sind uns viele luftgekühlte Motoren erhalten geblieben, die auch heute noch in Fahrzeugen, Baumaschinen, stationären Aggregaten oder auf Schiffen täglich zuverlässig ihren Dienst verrichten oder uns auf Baumaschinentreffen mit ihrem Klang ERFREUEN.
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Ganz genau

Mir läuft es auch immer eiskalt den Rücken runter, wenn ich so einen alten luftgekühlten V-Motor höre
Und damit kommen wir mal wieder zu dem Ergebnis:
Air-cooled rules! (zitiert nach
Roland
)
Geschrieben von henning am 06.01.2009 um 17:25:
Hallo!
Na das klingt doch schon etwas anders.... toller Beitrag (der von Thomas, weiter oben)
Ja, damals wurden solche "Expeditionen" sehr werbewirksam vermarktet. Auch wenn ich persönlich es verantwortungslos finde, die Fahrer mit "unpräparierten" Fahrzeugen auf solche Touren zu schicken
Naja.... Werbetexter waren meist durch wenig Sachkunde gehemmt, das war bei allen Fabrikaten so. Deswegen verlasse ich mich auch bei Henschel lieber auf technische Publikationen (die freilich viel schwerer auszuwerten sind) als auf irgendwelche Werbebroschüren und -prospekte! Wie oft fallen Schreiber von "Bilderbüchern" auf so etwas herein
Auch von Henschel gab es solche Expeditionen durch Nordafrika, so einmal mit dem HS 115 und ein anderes Mal mit dem HS 140 Allrad und einem HS 3-180 TAS mit typischem Ölfeld-Auflieger. Bis auf einen verbogenen Kingpin am Auflieger war auch eigentlich nichts passiert....
Werd mal bei Gelegenheit im HS-Thread von solchen Fahrten zitieren.
Gruß
Henning