Magirus-Deutz Wüstenfahrten und Reiseberichte |
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
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28.03.2009 00:08 |
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Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
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1. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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folgend die Einleitung ( Zitat ) der 1. Fahrt mit Übersichtskarte:
1. Afrikanisches Tagebuch - 1954 mit A 3500 und S 6500
Es ist ungewöhnlich, Nutzfahrzeug - Exporte nach Afrika per eigener Achse dem Auftraggeber abzuliefern.
Einmal weil die beteiligten sich der Schwierigkeiten, die solch weite Wegstrecken immer aufweisen, wohl bewußt sind und zum anderen ein Risiko einschließen, dessen negative Auswirkung der Firma unübersehbaren schaden zufügen muß.
Wird jedoch das Außergewöhnliche durch den Erfolg gekrönt, so gibt diese Tatsache Interessenten und Kunden die Möglichkeit, dem derart bewährten Fahrzeug von Anfang an fundiertes Vertrauen entgegen zu bringen.
Dieses Ungewöhnliche mit allen Risiken lag auch in der, während des Brüsseler Autosalons 1954 vorgeschlagenen Idee, zwei Magirus - Deutz - Lastwagen von Ulm nach Belgisch - Kongo in Zentralafrika fahren zu lassen.
Als günstig erwies sich hierbei das vielerorts vorbildlich angelegte Netz der Klöckner-Humboldt-Deutz-Vertretungen.
Unter dem Motto - "Alles aus einer Hand" - sollten die Magirus - Deutz - Fahrzeuge mit Deutz-Dieselmotor-Aggregaten, einem 15PS Deutz-Schlepper des Deutzer Stammwerkes und mehreren Ersatzteilkisten beladen werden, um die vielseitige Verwendbarkeit der luftgekühlten Deutz-Motoren, besonders in tropischen Gebieten, und deren hervorragende Leistungen während der 20.000km langen Route interessierten Kreise vorzuführen.
Zugleich sollte die Fahrt die Bewährung des luftgekühlten Motors und der Magirus - Deutz - Lastwagen in allen Situationen erneut beweisen.
Die Organisation der Fahrt übernahm die Firma Somucongo, Antwerpen, Generalvertretung der Klöckner-Humboldt-Deutz A.G. für Belgisch Kongo, die gleichzeitig Herrn Ludo Verreet mit der Leitung dieser Expedition beauftragte. Darüber hinaus gewährte die Firma Sotradies, Paris, Generalvertretung der Klöckner-Humboldt-Deutz A.G. für Frankreich und die Gebiete der Französischen Union, großzügige Unterstützung durch ihre Vertretungen und ihrem weitverbreiteten Servicedienst, während der durchfahrt Frankreichs, Nordafrikas und der Sahara. Für diesen Zweck wurde Herr Remy als Reisebegleiter delegiert.
Der Start der Magirus - Deutz - Lastwagen erfolgte am 10. März 1954 in Ulm - Donau.
Herr Verreet lenkte den Allradwagen A 3500 und Herr Mölter von der Klöckner-Humboldt-Deutz A.G., Werk Ulm, fuhr den schweren S 6500. Auf den Planen der Fahrzeuge prangte in leuchtenden Farben die Reiseroute neben den weltbekannten Firmenzeichen der Klöckner-Humboldt-Deutz A.G.
Die erste Station war Köln-Deutz, - Sitz der ältesten Motorenfabrik der welt, die 1954 den 100.000., luftgekühlten Deutz-Dieselmotor fertigte-, um die Wagen mit den eingangs erwähnten Aggregaten, Motoren, Ersatzteilkisten und einem Schlepper zu beladen. Am 16. März führte der weg über Antwerpen nach Brüssel, wo nach weiterer Beladung mit Tropengepäck und einer kompletten Kantine vor Presse, offiziellen Persönlichkeiten und dem Touring-Club du Congo Belgue der endgültige Start am Vormittag des 19. März vor sich ging.
Nach zweimaligen Übernachten, in Châlon-sur-Saône und Avignon, erreichten die Wagen am 22. März Marseille, das Sprungbrett Europas nach Afrika.
Während zwei Tage später die Fahrzeuge wohl verstaut an Deck eines großen Frachters ihre Reise über das Mittelmeer antraten, flog die Besatzung mit dem Flugzeug einem ebenso zauberhaften wie gefährlichen Erdteil entgegen.
Magirus-Deutz hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Magirus-Deutz: 28.03.2009 13:36.
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28.03.2009 12:28 |
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Usergeloescht280612 unregistriert
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Hallo Thomas,
das verspricht ja ein hochinteressanter Thread zu meiner Zweit-Lieblings-Marke zu werden. Hoffentlich hältst Du bis zum Schluß der Tour mit Deinen Berichten durch und hast vielleicht sogar das ein oder andere Bild zur Hand. Bin gespannt, wies weitergeht.
Gruß, Unterflur!
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28.03.2009 12:48 |
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Baubulle 310
Dabei seit: 14.09.2008
Name: Michael Herkunft: Hessen
Alter: 52
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Hallo Thomas
Überall wurde Diskutiert , Du hast endlich den Faden aufgenommen und mit der Tour begonnen
Einfach genieal , wenn man angefangen hat die Tour zu lesen und hat das Kapitel durch , freund man sich mit Spannung auf das Nächste
Kann mich Jörg nur anschließen und bin gewiß , Du ziehst das durch und erfreust Uns mit weiteren Kapitel .... BITTE weiter so
Brenne mit Erwartung auf die Fortsetzung ....
__________________ Egal ob 6 , 8 , 10 , oder 12 Zylinder ... Hauptsache Old - und Youngtimer
Copyright
... ach was solls ....viel Spass mit den Bildern
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28.03.2009 14:53 |
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Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
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Hallo
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die Einleitung konnte ich zitieren.
Alles andere muß ich aus Copyright Gründen neu verfassen.
Da es sich um die Zeitstrecke vom 24. März 1954 bis zum 1. Mai 1954 handelt, wird sich auch die Fortsetzung der einzelnen Beiträge etwas in die Länge ziehen ( nebenbei verlangt auch der Arbeitgeber einen gewissen Einsatz
).
Natürlich ist die Geschichte in der Original Publikation ( W6/6660/087 d - 4000 9.55 ) sehr viel persönlicher ( aus der Sicht der Fahrer ) verfasst und daher deren Lektüre nach wie vor spannend und mit der Veröffentlichung hier nicht zu vergleichen!
Mit luftgekühlten Grüßen
Thomas
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
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28.03.2009 15:17 |
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Magirus-Deutz
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29.03.2009 10:29 |
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Magirus-Deutz
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3. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 2 des Afrikanischen Tagebuches
Luftgekühlte Grüße
Thomas
26. März 1954:
Auf dem Flughafen in Bône landen die Herren Remy ( Vertreter der französischen Generalvertretung Sotradies ) und Cremieux ( Deutz-Vertretung Valcke & Cie. ) aus Paris.
Herr Remy begleitet die Fahrt bis Bangui.
Am Vormittag wieder einmal schlechte Nachrichten: ein Angestellter von "Sultana" berichtet, daß die Fahrzeuge erst am 31. März eintreffen werden.
Bei einem Spaziergang im Hafen am nachmittag stellen die beiden Fahrer ( Mölter und Verreet ) fest, daß die vorhandenen Krananlagen nur für 3 Tonnen Last ausgelegt sind.
Unverzüglich wird Kontakt mit "Sultana" aufgenommen um die Fahrzeuge umzudirigieren.
Wegen der besseren Ausstattung des Hafens werden die Fahrzeuge nach Algier verschifft..
27. März 1954:
Am Morgen trifft ein Telegramm aus Marseille von "Sultana" ein. Beide Fahrzeuge sollen auf dem Schiff "Ondjda" verladen werden und am 29. März in Algier eintreffen.
Die Wartezeit vertreiben sich Mölter und Verreet mit pokern und "Petan-que" ( südfranzösisches Nationalspiel mit Metallkugeln).
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
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05.04.2009 11:32 |
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Magirus-Deutz
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4. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 3 des Afrikanischen Tagebuches
Luftgekühlte Grüße
Thomas
Zum Bild unten : Der S 6500 und A 3500 vor der Abfahrt. Im Hintergrund der "Magirus Turm" ( Ulmer Münster )
28. März 1954:
Um 9.00 Uhr startet der Zug aus Bône nach Algier. Die 520 Kilometer lange Fahrt dauert laut Fahrplan 11 Stunden.
Mölter und Verreet überbrücken die Zeit wieder mit pokern. Gegen Mittag hält der Zug plötzlich auf freier Strecke.
Die Zugbegleiter steigen aus. Auf die Frage was passiert sei , antwortet man lakonisch , das ein Fussgänger angefahren wurde und dieses durchaus öfters passiert. Der angefahrene Mann lebt noch und hat dem Anschein nach glücklicherweise nur einen Arm gebrochen. Zur weiteren Versorgung wird der Verletzte im Zug zum nächsten Krankenhaus in Setif mitgenommen
Afrika wäre nicht Afrika wenn alles reibungslos ablaufen würde. Als schon die Dunkelheit über das Land eingebrochen ist, erscheint überraschend der Schaffner und fordert die Reisenden auf, ihr Gepäck fertig zum Umsteigen zu machen, da am vorigen Tag in der Nähe ein Zug entgleist ist.
Als der Zug hält, nehmen Mölter und Verreet ihre Koffer. Im Schein von Taschenlampen erkennt man, das der Zug mitten in der Wildnis gehalten hat. Außerdem wurde der Haltepunkt auf einem Bahndamm mit ca. 50m Höhenunterschied zur Strasse gewählt! Alle Passagiere – ob Frauen mit kleinen Kindern, alte Leute, Araber beladen mit Körben, lebende Hühner – müssen aus den von den hohen Waggons herunterspringen.
Mit zwei kleinen Lieferwagen wird alles - Reisende, Gepäck, Hühner einschließlich Flöhen und Geräten - ungefähr einen Kilometer weiter zum nächsten Zug gebracht.
Die Reise geht glücklich weiter und nach einer weiteren Pokerpartie kommen Mölter und Verreet mit zwei Stunden Verspätung in Algier an.
29. März 1954:
In aller Frühe geht es zum Schiffahrt-Transport-Büro Mory in Algier. Die beiden Fahrzeuge sind bereits angekommen, jedoch mit der "Colomb-Bechar". Sofort geht die Fahrt zum Hafen, wo beide Fahrzeuge bereits aus-geladen am Pier stehen. Mölter und Verreet sind froh, endlich die Wagen wiederzusehen. Die Kontrolle ergibt jedoch einige unschöne Transportschäden: der S 6500 hat eine kleine Beule am rechten Kotflügel, am A 3500 ist das Planengestell verbogen. Doch das ist alles nicht so schlimm, wenn der Zoll die Fahrzeuge schnell freigibt.
30. März 1954:
Am Morgen erhalten Mölter und Verreet vom Transitär Mory die Mitteilung, dass gegen 11.00 Uhr die Zolluntersuchung im Hafen ist.
Die beiden Fahrer begeben sich zum Hafen und warten auf die Abwicklung.
Erst am Nachmittag gegen 15.00 Uhr erscheint dann der Chef des Hafenzolls. Der Zollchef sieht keinerlei Probleme und sagt, dass alles innerhalb einer halben Stunde erledigt ist. Nach 15 Minuten dann wieder eine für den Kontinent typische Hiobsbotschaft: Nein, nichts ist in Ordnung er muss erst mit seiner Direktion Rücksprache halten.
Mölter und Verreet warten bis 18.00 Uhr, bis der Zollchef wieder erscheint. Er lässt verlauten, dass die Abwicklung so nicht möglich ist . Zur Genehmigung verlangt er von den beiden Fahrern neue Listen über die gesamte Ladung und sämtliche Ersatzteile, wobei für jede Kiste eine separate Inhaltsliste erstellt werden muss.
So wie es aussieht, wurden die Zollformalitäten vom Team unterschätzt.
Unbeeindruckt meint der Transitär Mory, dass die Reise eben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird.
Um dennoch den geplanten Termin einzuhalten, interveniert das Team noch am selben Tag bei höchster Stelle.
Magirus-Deutz hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Magirus-Deutz: 12.04.2009 12:00.
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12.04.2009 11:42 |
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Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
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5. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 4 des Afrikanischen Tagebuches
Luftgekühlte Grüße
Thomas
31. März 1954:
Die Interventionen haben ihr Ziel erreicht ( Anm. Thomas: müssen wirklich gute Argumente gewesen sein, die zu der raschen Entscheidung geführt haben
). Um 8.30 Uhr fährt das Team zum Hafen. Um 10.00 Uhr können Mölter und Verreet endlich die Fahrzeuge übernehmen und fahren zurück in die Stadt zum Hotel Alletti, vor dem der Polizeikommandant für die beiden Magirus-Deutz Parkplätze freihalten ließ.
Trotz der schnellen und unkomplizierten Abwicklung mußten zwei Kisten für den Schlepper und das Diesel-Aggregat zurücklassen werden, da diese auf den Zollpapieren nicht aufgeführt waren.
Schließlich sind die letzten Formalitäten auch für diese Positionen um 10.30 Uhr erledigt.
1. April 1954:
Die beiden Magirus-Deutz Wagen sind vor dem Hotel Alletti auf den „speziellen Parkplätzen“ abgestellt. Am Nachmittag wird im Hotel ein Presseempfang organisiert, bei dem viele Interessenten anwesend sind. Der Präsident des Automobil-Clubs in Algier lädt die beiden Fahrer zu einem Abschiedstrunk ein.
Nebenbei besorgen Mölter und Verreet noch einen Reifen für den A 3500, da zwei Reservereifen für eine Wüstendurchfahrt Vorschrift sind. Außerdem werden noch diverse Gummikissen beschafft.
2. April 1954:
Wie geplant startet das Team um 9.00 Uhr in Algier. Die Fahrt könnte besser nicht sein – die afrikanische Sonne lacht. Außerhalb der Stadt wird ein kurzer Zwischenstopp bei der Firma S.A.T.T. eingelegt, um dort verschiedene Fahrzeuge, die mit luft-gekühlten Deutz - Motoren ausgerüstet sind, anzusehen. Die anwesenden Fahrer sind alle begeistert von den luftgekühlten Motoren. In der Werkstatt werden gerade drei Magirus - Deutz Sattelschlepper mit F 6 L- Motoren zur Wüstenfahrt vorbereitet. Sie sollen Rohre für Ölbohrungen zu den Bohrstellen transportieren.
Die Fahrer geben Mölter und Verreet noch Tipps zur geplanten Wüstenfahrt. Nachdem, was die beiden Fahrer bei S.A.T.T.- Wagenschau gesehen haben, ist die Stimmung mehr als optimistisch für das geplante Unternehmen. Die überwiegende Zahl der Fahrzeuge bei S.A.T.T befand sich in einem schlechten Zustand: keine Kotflügel und mit Draht zusammengehaltene oder gar fehlende Karosserieteile. Nur maschinentechnisch schienen sie in einem einwandfreien Zustand zu sein.
Mit dem S 6500 wird bei der Shell noch 1.000 Liter Dieselöl, 40 Liter SAE 30 und 20 Liter SAE 90 besorgt. Dieser Vorrat darf allerdings nicht vor Colomb - Bechar verbraucht werden, da er nicht verzollt ist.
Nach dem Mittagessen geht die Fahrt weiter durch die wilde Land-schaft des Tell-Atlas-Gebirges. Die ersten Kilometer sind die Straßen gut ausgebaut, dann kommen die Berge. In Serpentinen geht es bis auf 800 Meter hinauf und dann bis 200 Meter wieder abwärts. Diese insgesamt 30 Kilometer lange Wegstrecke gestaltet sich anspruchsvoller als die Pässe in Südfrankreich.
Abends wird Orleansville erreicht, in dem das Team in einem weniger schönen Hotel übernachtet.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
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19.04.2009 15:01 |
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