Magirus-Deutz Wüstenfahrten und Reiseberichte |
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
14. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Hallo
,
Teil 13 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
16. April 1954:
Nach einer wohlverdienten, erholsamen Nacht fahren Mölter und Verreet sofort zu einer Werkstatt, um die Fahrzeuge wieder in Ordnung bringen zu lassen. Erst wird ein Ölwechsel durchgeführt, dann die elastische Verbindung zum Ölfilter des A 3500 abmontiert, deren Blechmanschette im Falz gerissen ist. Als Ersatz dient ein Kunststoffschlauch der in einem Metallrohr eingefaßt wird. Das ganze wird von seitlich angeordneten Spannbändern gehalten. Am A 3500 wird außerdem
die Halterung für die linke Schlußlampe sowie des Nummernschildes repariert.
Am S 6500 wird der Kotflügel mit einer Blechlasche geflickt. Außerdem bekommt der S - Wagen wieder ein Bosch - Horn spendiert.
Es ist für Mölter und Verreet schier unmöglich, hier selber viel zu schaffen. Es herrschen Temperatur von annähernd 45 Grad, aber die beiden Fahrer müssen trotzdem ständig aufpassen, daß die Farbigen alles richtig machen. Die Leute sind hier deutlich langsamer als Europäer.
Wie schon gewohnt stehen auch in Gao wieder Besuche beim Zoll und der Polizei mit großen Fragebögen an. Das Team ist immer wieder erstaunt darüber, wie weit und stark die Bürokratie bis in die Wüste vorgedrungen ist.
Am Nachmittag macht Verreet einen Spaziergang zur Post, um noch ein Telegramm nach Paris mit der Anforderung der neuen elastischen Verbindung zu schicken.
Schon am Abend erreicht das Team die Antwort, daß das Teil bereits per Flugzeug nach Niamey versandt worden ist.
Das Team geht früh schlafen, denn morgen liegt eine lange Etappe vor allen. Von Gao bis Niamey sollen die Wege sehr schlecht sein - und das 450 Kilometer lang!
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
|
|
27.07.2009 15:49 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
15. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Hallo
,
Teil 14 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
17. April 1954:
Um 8.00 Uhr startet das Team zur nächsten Etappe. Alle sind voller Hoff-nung, trotz der geflickten Teile ohne Probleme bis Niamey zu kommen.
Das Gesicht der Landschaft zeigt sich hier ganz außergewöhnlich. Nach langer Zeit sieht das Team endlich wieder Wasser - es sind die schmutzig gelben Fluten des Flusses Niger. Beiderseits entlang des Stromes befinden sich jeweils etwa 50 Meter breite Streifen grüner Wiesen mit Bäumen. Kurioser Weise tragen die Bäume keine Blätter - eine Erklärung darauf findet das Team jedoch nicht. Überhalb dieses grünen Streifens, wo sich auch die Piste befindet, gibt es nur noch Sand und Steine. Auf Grund des Wassers und des fruchtbaren Bodens ist die Gegend dicht bevölkert. Die einzelnen Dörfer der Eingeborenen sind sich zum Verwechseln ähnlich - sie bestehen ausschließlich aus Lehmhütten. Überall sieht das Team riesige Rinder-, Schaf- und Ziegenherden. Alle im Team fragen sich, was die vielen Tiere fressen, denn der Bewuchs auf dem schmalen Grünstreifen ist nicht sehr üppig.
Nach 50 Kilometern legt das Team einen kurzen Halt ein, um den Ölstand zu überprüfen - mit den Fahrzeugen ist alles in Ordnung. Nach einer weiteren Stunde Fahrt ist der Zustand der Straße, wie angekündigt, tatsächlich sehr schlecht. Die Piste ist gesät mit unzählig viele Schlaglöchern und ausgefahrenen Rinnen.
Im Laufe des Tages brennt die Sonne immer mehr, das Thermometer steigt kontinuierlich. In Ansongo versuchen Mölter und Verreet Eingeborene zu fotografieren. Sobald diese aber die Kamera erblicken, laufen sie weg.
Am Mittag wird ein kurzer Tankstop eingelegt. Die Quecksilbersäule klettert in den Fahrerhäusern auf 48 Grad, während draußen die Temperatur im Schatten bis zu 60°C beträgt. Bevor die Fahrt weiter bis Ayoura geht, wird nochmals der Ölstand kontrolliert. Trotz der extremen Außentemperatur laufen die Wagen einwandfrei - die Öltemperatur ist immer im normalen Bereich. In Ayoura wird das Team von den Einwohnern empfangen. Die gastfreundlichen Eingeborenen bereiten dem Team ein schmackhaftes Mittagsmahl.
Bis etwa 16.00 Uhr wartet das Team mit der Weiterfahrt, denn dann steht die Sonne etwas tiefer. Als Mölter und Verreet dann jedoch zu den Wagen gehen, bekommen sie einen gewaltigen Schreck! Der Kraftstofftank des S 6500 ist undicht! Es tropft langsam und stetig aus einem Riss. Da eine Reparatur vor Ort schier unmöglich ist, entschließen sich Mölter und Verreet trotzdem weiterzufahren. Nach etwa 80 Kilometern erreichen sie Tillabery. Mit den letzten 50 Litern Diesel die an der "Tankstelle" verfügbar sind, tankt Mölter seinen S6500 auf. Mittlerweile strömt der Diesel in einem dünnen Strahl aus dem Riss - und bis Niamey sind es noch 115 Kilometer! Mölter beschließt mit Vollgas so weit wie möglich zu fahren. Direkt nach dem Tanken springt Mölter in das Fahrerhaus und brettert los. Noch in der Staubwolke des sich entfernenden S 6500 kontrolliert Verreet den Ölstand des A 3500 - ein neuer Schreck! Am Kontrollstab ist kein Tropfen Öl mehr zu sehen. Also Öl nachfüllen - die Reserve liegt jedoch auf dem S 6500, der wahrscheinlich irgendwo vor Niamey ohne Kraftstoff stehen wird. Was tun? Glücklicherweise ist in Tillabery Militär stationiert. Nach einer Stunde zäher Verhandlung kann Verreet 12 Liter Öl in Empfang nehmen. Beim Nachfüllen stellt Verreet fest, daß der Schaden nur halb so schlimm ist, denn mit 6 Litern ist die Ölwanne bereits wieder voll. Eine weitere Überprüfung ergibt, daß sich an der Behelfsleitung lediglich die Spannbänder gelöst hatten.
Verreet fährt jetzt mit Vollgas dem S 6500 nach Niamey hinterher. Wieder einmal nicht enden wollende und Nerven zermürbende "Tôles-ondulées" (Querrinnen). Die Wellen der Querrinnen sind hier weiter aus-einander und etwas tiefer als sonst. Auf den letzten 20 Kilometern muss Verreet die bislang schlechteste Straße befahren. Auf der Piste reiht sich ein Schlagloch an das andere. Verreet ist gezwungen, im Schritttempo zu fahren.
Nach diesen endlos erscheinenden 20 Kilometern erreicht Verreet endlich Niamey mit seinen schönen Asphaltstraßen. Endlich nach 2500 Kilometern gehoppel wieder eine kultivierte Straße. Für Verreet ein Hochgenuß! Einige Minute später hält der A 3500 vor dem "Hotel" wo auch schon der S 6500 steht. Beim Begrüßen berichtet Mölter, daß er mit dem letzten Tropfen Kraftstoff das Hotel erreicht hatte.
Da der kommende Tag der Ostersonntag ist, will das Team einen Ruhetag einlegen.
Am Montag will man dann an die Arbeit gehen, denn neben dem defekten Tank ist leider der rechte Kotflügel des S 6500 auf einen Meter Länge aufgerissen.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
|
|
15.08.2009 14:29 |
|
|
pmarlowe
Dabei seit: 16.01.2009
Name: Markus Herkunft: Norddeutschalnd
Alter: 20
|
|
DANKE !!! für den Bericht über diese tolle Reise.
Man kommt richtig ins Träumen und versucht sich die Bilder vorzustellen.
Super formuliert, der Author (Thomas) hat auf jeden Fall ein Händchen fürs Schreiben, da er ja wie er sagt den Originalbericht nacherzählt.
Bitte weiter so (wenn Zeit ist).
PS: gibt es das Original ggf. bei eBay ?
|
|
15.08.2009 18:07 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
|
05.09.2009 20:16 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
17. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Hallo
,
Teil 16 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
20. April 1954:
Am Morgen trifft mit der Post die neue flexible Ölleitung für den A 3500 aus Paris ein. Es dauert allerdings 2 Stunden bis dem Team das Päckchen ausgehändigt wird, die Postbeamten arbeiten landestypisch. Vor dem Mittagessen ist eine Wagenwäsche angesagt. In der glühenden Hitze werden sie zum erstenmal seit dem Start mit unter Druck stehendem Wasser ( Motorpumpe ) gewaschen. Das ist auch mehr als überfällig, denn der Staub und Dreck klebt zentimeterdick auf den Fahrzeugen. Als Waschplatz dient der Niger, in dessen braun - gelben Fluten Mölter und Verreet die Fahrzeuge bis über die Hinterachse hinein gefahren haben. Um 17.00 Uhr findet auf dem Flugplatz von Niamey die Vorführung der Fahrzeuge und des übrigen mitgeführten Materials für die örtlichen Autoritäten und Kunden statt. Am Abend der Veranstaltung berichten Mitarbeiter der Wetterwarte des Flugplatzes, daß vor einigen Tagen - mittags in der Sonne - auf dem Betonboden vor der Flugzeughalle Temperaturen von bis zu 92°C festgestellt wurden, so daß auf der Startbahn sämtliche Quecksilberthermometer sprangen.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
|
|
27.09.2009 13:33 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
18. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Hallo
,
Teil 17 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
21. April 1954:
Um 6.00 Uhr in der Frühe fährt das Team weiter. Schon jetzt beträgt die Temperatur beareits 30°C und die Sonne kommt gerade am Horizont zum Vorschein. Die ersten 140 Kilometer bis Dosso werden problemlos abgespult. Obwohl die Straßen schlecht sind, ist eine Steigerung möglich - sie werden immer schlechter! Das heißt , sie sind noch viel schlechter als die Sahara - Pisten. In Dosso legt das Team eine kurze Pause ein. Nach einer kleinen Erfrischung herrscht nach der Rückkehr zu den Fahrzeugen allgemeines Entsetzen! Der Tank von Mölters S 6500 ist wieder undicht. Das Team organisiert alle irgendwie greifbaren Behälter und pumpt die beiden Tanks leer. Trotz der schnellen Reaktion sind ungefähr 50 Liter Diesel verloren gegangen. Nach dem Abpumpen wird der defekte Tank abmontiert. Über das offene Verbindungsende des verbliebenen Tanks wird der Deckel eines Ölkanisters gezogen und mit einer Blechschelle befestigt. In der Hoffnung, daß der provisorische Verschluss hält, wird der verbliebene Tank wieder befüllt und die Fahrt fortgesetzt. Nach kaum einer halbe Stunde dann das nächst Highlight . Herr Frank ( neben Herrn Remy der zweite Begleiter ) wird von einem Fieberanfall durchgeschüttelt Das Team befindet sich auf freier Strecke und es ist weit und breit kein Arzt. In den Fahrerhäusern herrschen bereits 50 Grad Hitze.
In Dagondoutchi hält das Team an einem "Campement" an und Frank in ein Bett gelegt. Das "Campement" ist nicht sehr sauber eingerichtet, aber es muß gehen. Das Thermometer steigt stetig, deshalb warten das Team mit der Weiterfahrt bis es kühler wird. Um 17.00 Uhr bricht das Team dann wieder auf, um die Kolonie Birni-N'Konni zu erreichen, in der sich ein Arzt befindet. Nach 21.00 Uhr er-reichen die Fahrzeuge die Kolonie Birni-N'Konni. Sofort wird der Arzt herbei geholt. In dem etwas besser ausgestatteten "Campement" verabreicht der Arzt Frank einige Penicillinspritzen und meint, daß das Fieber von einer Entzündung herrührt.
Die anderen Teammitglieder lassen den Tag Revue passieren - was war das für ein Tag! 414 Kilometer mit diesen Widrigkeiten! Selbst Mölters ist am Abend so müde, daß er sich auf sein Bett legte und ohne Abendessen einschläft. Und das will was heißen - denn so etwas pflegt bei dem biederen Feinschmecker sonst nie vorzukommen.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
|
|
11.10.2009 11:45 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
19. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Hallo
,
Teil 18 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
22. April 1954:
Um 6.00 Uhr rasseln die Wecker. Als erstes erkundigen sich die Teammitglieder nach dem Befinden von Herrn Frank. Die Spritzen haben geholfen - es geht ihm viel besser. Nach einem akzeptablen Frühstück will das Team abfahren.
Bei der üblichen Kontrolle der Fahrzeuge fällt auf, daß am S 6500 der Deckel zum Öleinfüllstutzen am Luftkompressor fehlt. Wo ist er hingekommen? Die intensive Suche bleibt erfolglos, so daß das Team schweren Herzens zum ersten Mal eine Ersatzteilkiste aufmachen muß.
Mittags wird Maradi erreicht. Hier befindet sich die Grenze zwischen französischem Gebiet und Britisch-Nigeria und damit verbunden auch - eine Zollstation. Glücklicherweise erweist sich der farbige Zollbeamte als sehr kooperativ - er erledigt genau das, was ihm gesagt wird. Jedenfalls kann das Team nach nur kurzer Zeit die Fahrt in Richtung des englischen Zollbüros fortsetzen.
Hinter dem Team färbt sich der Himmel beängstigend dunkel und es beginnt zu donnern und zu blitzen. So schnell wie möglich setzt das Team die Fahrt nach Jibia, dem englischen Grenzort, fort. Es sind nur ein-geborene Zollbeamte in der Zollstation. Das eigentliche Zollbüro befindet sich in Kano. Nach mühevollen Verständigungsversuchen setzt sich Verreet selber an den Schreibtisch und trägt die notwendigen Angaben in das Zollbuch ein Nach nur fünf Minuten ist alles erledigt. Mittlerweile regnet es in Strömen. Die Straße auf britischem Gebiet ist erstaunlich gut, so daß die 48 Kilometer bis Katsina in 45 Minuten zurückgelegt werden. Nach einigem Suchen in Katsina erreicht das Team das "Catering Rest House".
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
|
|
25.10.2009 18:07 |
|
|
Magirus-Deutz
Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
|
|
|
31.10.2009 16:39 |
|
|
Inki unregistriert
|
|
RE: 20. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
|
Der Mann mit Sonnebrille auf dem Foto ist mein Vater.
Wo und wie hat Thomas das Tagebuch gekriegt? Ich habe Foto's und sogar die "plaques d'immatriculation" von den beiden LKW's, habe aber nie ein Tagebuch gesehen und möchte es gerne kaufen wenn es gedruckt worden ist und noch vorhanden ist.
Inga Verreet
|
|
14.11.2009 10:23 |
|
|
|
|
|
Impressum
|