Baumaschinenbilder.de - Forum (http://www.baumaschinenbilder.de/forum//index.php)
- Baumaschinen (http://www.baumaschinenbilder.de/forum//board.php?boardid=2)
--- Baumaschinenmuseum (http://www.baumaschinenbilder.de/forum//board.php?boardid=149)
---- Baumaschinen-Museumsexponate (http://www.baumaschinenbilder.de/forum//board.php?boardid=154)
----- Liebherr Form 50 HB - der erste echte Hochhaus-Kletterkran mit Verstellausleger (http://www.baumaschinenbilder.de/forum//thread.php?threadid=53326)
Geschrieben von Baumamuseum am 22.06.2014 um 16:04:
Liebherr Form 50 HB - der erste echte Hochhaus-Kletterkran mit Verstellausleger
Durch eine telefonische Demontage- und Entsorgungsanfrage seitens der Bauunternehmung Mäder Bau AG bei der Firma Liebherr Baumaschinen AG erfuhren wir, daß wieder einmal einem technisch wegweisenden, alten Baukran sein letztes Stündlein schlagen sollte. Bei dem Kran handelte es sich um einen Liebherr Form 50 HB, Baujahr 1961, einem der ersten echten Hochbau- und Kletterkrane, die 1958/59 am Markt eingeführt wurden und sich bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten.
Die Besonderheit dieses Systems waren neben verschiedenen Aufstellvarianten des Kranturmes - stationär auf Fahrwerk, oder Fundamentanker, oder mit Kletterrahmen innerhalb enger Gebäudeschächte - ein kleiner Drehradius des Oberkrans und ein auch unter Last hydraulisch verstellbarer Ausleger mit durchdachter Hubseilführung - wodurch ein nahezu horizontaler Lastweg des Kranhakens erreicht wurde.
Geschrieben von Baumamuseum am 22.06.2014 um 16:06:
Der Kran stand auf einem ehemaligen Lagerplatz der Bauunternehmung Mäder, zwischen Baden und Brugg in der Schweiz. Da das Gelände verpachtet werden sollte, musste der Kran von dort weg.
Im Rahmen einer anderen Altkrandemontage fuhren wir im Juni 2005 zu dem Lagerplatz und besichtigten den Kran eingehend, nachdem auch wir zuvor eingehend mit dem Eigentümer des Krans telefoniert hatten.
Optisch machte der Kran einen für sein Alter sehr guten Eindruck, der sogar eine Komplettrevision bei Liebherr in Rothrist Ende der 80er Jahre erhalten hatte! Der Kran musste damals für einen diffizilen Einsatz innerhalb eines Kernkraftwerkes technisch überholt werden. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde für diesen speziellen Einsatz auch ein neues Auslegervorderteil angefertigt, wie es ursprünglich beim Form 88 HB vorgesehen war, da für diesen Einsatz nur eine Ausladung von max. 20,60 m gefordert waren.
Daß dieser Kran für das Kran- und Baumaschinenmuseum sehr interessant und bedeutsam ist, war schnell klar. Es stellte sich nur die Frage, ob man einen solchen Kran mit dem vorhandenen Spezialausleger oder besser mit dem Standardausleger auf- und ausstellen sollte. Auch schreckte zunächst der Aufwand für Demontage- und Transportkosten aus der Schweiz ab. Auf jeden Fall war er aber schon deshalb interessant, da es sich mit Baujahr 1961 um ein recht frühes Gerät dieser Bauart handelte und der Kran noch in der ersten Bauform des Drehbühnen- und Maschinenteils ausgeführt war. 1962/63 wurde der F 50 HB konstruktiv überarbeitet und der Oberkran auch optisch verändert.
Geschrieben von Baumamuseum am 22.06.2014 um 16:10:
Gegen Jahresende 2005 ergab es sich schließlich, dass wir von der Fa. Liebherr in Biberach ebenfalls einen ausgemusterten Form 50 HB bekommen konnten.
Nun galt es auch diesen Kran anzusehen, bevor wir eine Entscheidung treffen. Bedingt durch den recht langen, strengen Winter 2005/2006 konnte diese Besichtigung erst Ende April 2006 stattfinden. In Biberach trafen wir dann mit verantwortlichen Mitarbeitern des Unternehmens zusammen, um über unser Museumsprojekt zu berichten, die Übernahme des alten Krans miteinander zu besprechen und auch zeitlich abzustimmen.
Liebherr hatte den Kran von der Fa. Josef Hebel zurückgenommen und wollte ihn ursprünglich im Werk Biberach als einen Meilenstein in der firmeneigenen Kranentwicklung auf- und ausstellen. Aufgrund der erfreulicherweise sehr guten Auftragslage des Unternehmens blieb keine Zeit um den Kran aufzuarbeiten und zu montieren. So lagerte er also gut drei Jahre auf dem Werksgelände, bis nun eine Entscheidung zu unseren Gunsten getroffen wurde.
Geschrieben von Baumamuseum am 22.06.2014 um 16:11:
Unsere Besichtigung ergab folgendes:
Der Kran war Baujahr 1971, in der Standardausführung und mit insgesamt acht Turmelementen vorhanden. Der Maschinenteil war jedoch in einem recht schlechten Zustand. Das Fahrerhaus war eingedrückt und die Scheiben teilweise zerplatzt. Der Drehkranz wies stärkere Gebrauchsspuren auf und die Hydraulikleitungen sahen recht porös aus. Schnell war klar, dass die wichtigen Bauteile nur unter schlecht kalkulierbaren Voraussetzungen wieder zu überholen waren. Für das Gerät sprach allerdings die geringere Transportstrecke von Biberach ins Museum und, dass der Kran eigentlich „nur“ noch aufgeladen werden musste.
Geschrieben von Baumamuseum am 22.06.2014 um 16:47:
Unsere anschließenden, gemeinschaftlichen Überlegungen und Diskussionen ergaben dann aber eine ganz andere und sicher auch die optimalste Lösung:
Wir demontieren den alten F 50 HB in Gebenstorf (CH) und nehmen von ihm die Hauptbaugruppen wie Oberkran, Turmspitze, Auslegeranlenkstück und ein kurzes Auslegerzwischenstück.
Den Standardausleger und den Kranturm nehmen wir von dem Biberacher HB-Kran – machen also aus zwei Geräten ein funktionstüchtiges. Damit wäre dann ein F 50 HB in der kompletten Standardversion im Museum. Zudem hätten wir den F 50 HB dann auch in der älteren Ausführung als Museumsexponat.
Die nicht benötigten Teile werden dabei jeweils vor Ort verschrottet. Aufgrund des Zustandes des in Biberach lagernden, neueren Kranoberteils erschien dies mittel- und langfristig als die beste Variante.
Weil den Schweizer Vorbesitzer des Krans allmählich die Zeit drängte, planten wir die Demontage und Verladung des alten Krans dann recht kurzfristig.
Am 02. Juli 2006 demontierten und verluden wir, gemeinsam mit einem versierten Monteur von Fa. Liebherr Baumaschinen AG der diese Krane noch in- und auswendig kannte, innerhalb von nur sechs Stunden den gesamten Kran.
Am folgenden Tag haben wir dann noch die restlichen Teile in Biberach verladen und ebenfalls ins Museum transportieren lassen. Einen weiteren Transport diverser Kranteile haben wir dann im Spätsommer 2006 vom Liebherr-Stammwerk in Biberach aus geplant und durchgeführt.
An dieser Stelle sei der Fa. Liebherr und allen beteiligten Personen herzlich für Ihre Unterstützung und Mitwirkung an der Rettungs- und Demontageaktion dieses eindrucksvollen und technisch höchst interessanten Krans gedankt!
Geschrieben von Baumamuseum am 11.01.2015 um 14:00:
Mit dem Beitrag über unseren Liebherr Form 50 HB Hochhaus-Kletterkran soll es heute auch endlich einmal wieder weitergehen.
Wir zeigen nun einige Sequenzen von der Krandemontage.
1. Demontagevorbereitung von Auslegerspitze und Verlängerungsstück:
Geschrieben von Baumamuseum am 11.01.2015 um 14:02:
Demontagehub von Auslegerspitze mit Auslegerverlängerung:
Geschrieben von Baumamuseum am 11.01.2015 um 14:06:
Demontagehub des kompletten Kranoberteils mit allen Aggregaten:
Geschrieben von BaggerRalf am 11.01.2015 um 20:22:
Danke für die Bilder,
das ist neben Kaiser HBK, einer meiner Lieblingskrane.
Ich wollte diesen immer mal als Modell nachbauen.... ist
aus Zeitgründen aber leider weiter verschoben...
Ich hoffe wir bekommen dann nach der Restaurierung
den Wiederaufbau ebenfalls zu sehen.
Freue mich schon darauf
Gruß
Ralf aus Köln
Geschrieben von Baumamuseum am 11.01.2015 um 20:29:
Zitat: |
Original von BaggerRalf
Danke für die Bilder,
das ist neben Kaiser HBK, einer meiner Lieblingskrane.
Ich wollte diesen immer mal als Modell nachbauen.... ist
aus Zeitgründen aber leider weiter verschoben...
Ich hoffe wir bekommen dann nach der Restaurierung
den Wiederaufbau ebenfalls zu sehen.
Freue mich schon darauf
Gruß
Ralf aus Köln
|
Hallo Ralf,
aber gerne doch. Sofern wir weiterhin die Möglichkeit haben und genügend Interesse besteht, werden wir den Beitrag natürlich gerne fortsetzen und dann auch von der Restauration und Wieder-Montage berichten.
Beste Grüße nach Köln!
Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH